Aus der Geschichte unserer Gemeinde

…. die in die Zukunft weist

 

Am 10.Jan.1686 trafen die ersten französischen Reformierten als Glaubensflüchtlinge in Potsdam ein. Aber nur wenige blieben in der Stadt, die dem berühmte Edikt des Großen Kurfürsten den Namen gab. Potsdam bestand damals nur aus gut 100 Häusern und zählte etwas über 1.000 Einwohner. Mit dem Aufstieg Potsdams als Residenzstadt ändert sich das nach und nach.

Friedrich Wilhelm I. ließ für Hugenotten ab 1719 im Zuge der ersten Stadterweiterung östlich des Faulen See (heute Platz der Einheit), das Französische Quartier (ca. 50 Häuser) anlegen.

Am 11. Juli 1723 gründeten Potsdamer Hugenotten unsere Französisch-Reformierte Gemeinde. Ihr erster Pastor war der als Kind aus Frankreich emigrierte Thomas le Cointe. Die Gottesdienste fanden am Alten Markt in der Kapelle des Stadtschlosses statt.

Mit dem »Edit du Roi, contenant les Privileges & Franchises accordes aux Colonistes François, qui s’etabliront  à Potsdam«, vom 19.Okt. 1731 erhielt die Französisch-Reformierte Gemeinde (ca. 100 Mitglieder, kaum 0,7% der Stadtbevölkerung) für die Französische Kolonie sogar eine eigene Verfassung. Die besonderen Rechte galten für alle Einwanderer, die sich der französischen Jurisdiktion unterstellten und erregten bald das Befremden deutscher Bürger.

Die Französische Kolonie bildete ein eigenständiges politisches, kirchliches und kulturelles Gemeinwesen innerhalb Potsdams, mit eigenem Richter und Polizisten/Gerichtsdiener, mit eigener Kirchengemeinde und weiteren Privilegien. Das muß attraktiv gewesen sein, denn es kamen nicht nur weitere Franzosen nach Potsdam, sondern auch reformierte Pfälzer, Schweizer, Ungarn und Niederländer schlossen sich der Gemeinde an. Klangvolle Namen zählten dazu, deren Träger nachhaltige Spuren in der Stadt hinterließen, die auch heute noch zahlreich zu finden sind, z.B. die Architekten Pierre Gayette, Jan Bouman.

Die Privilegien verfielen 1809, mit den Stein-Hardenberg’schen Reformen.

Immerhin war die Integration da so weit fortgeschritten, das Guillaume Saint Paul, Sohn des gleichnamigen ersten Richters der Französischen Kolonie und selbst rechtskundiger Sekretär unserer Gemeinde, für viele Jahre Bürgermeister in Potsdam sein konnte. Er schrieb eine mehrbändige Chronik der Stadt.

Das soziale Engagement der Gemeinde und von Gemeindemitgliedern war oft vorbildlich. Ein Exponent war  Presbyter Gustave Adolphe Briet, der sich in der 2. Hälfte des 19.Jh.als Weisenrat hervor tat, das Oberlinhaus mitbegründete und aus eigenen Mitteln die Stiftung für eine Kleinkinderschule und Bewahranstalt unterhielt. Die Gemeinde selbst beschäftigte bis zur Einführung der allgemeinen Versicherungspflicht (1914) einen Arzt, der die Armen der Gemeinde kostenlos betreute.